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Foto: © 2016 Staatskanzlei NRW / Collage: Linde Arndt

Foto: © 2016 Staatskanzlei NRW / Collage: Linde Arndt

[jpg] Menschlichkeit ist eigentlich etwas einfaches, sie ist in der DNA eines jeden Menschen vorhanden. Zu dieser Menschlichkeit gehört es, sich für die schwächeren Mitmenschen einzusetzen. Mit dem Projekt „Vision 100“ vom 27. November 2016 hat das Netzwerk „KulturgartenNRW“ diesem mitmenschlichen Anspruch entsprochen, indem es das Gevelsberger ökumenische Hospiz Emmaus materiell unterstützte. Primäres Ziel war, Kindern, die mit einer lebensverkürzenden Krankheit leben, mehr oder eine bessere Lebensqualität zukommen zu lassen.

Etwas Statistik

134 Menschen haben dieses Projekt unterstützt, wovon 76 regionale Künstler die Hauptlast trugen, indem sie dem Projekt „Vision 100“ 104 ihrer Kunstwerke mit einem Gesamtmarktwert von 29.523,– Euro unentgeltlich zur Versteigerung überließen.

25 Unterstützer stellten Waren und Leistungen unentgeltlich zur Verfügung, 4 Spender unterstützen dieses Projekt mit ihren Spenden. Das Projekt „Vision 100“ war aber auch ein Impuls für mehrere Initiativen um dem Gevelsberger ökumenischen Hospiz Emmaus weitere Unterstützung zu kommen zu lassen. In Ennepetal sammelte eine Einzelhändlerin während eines organisierten Weihnachtsmarktes rund 1.100,– Euro. Und so ist denn heute schon absehbar, dass “Rock for Children” mit der Band „Proscription“ in der Schule „Alte Geer“ am 14.1.17 zugunsten des ambulanten Hospiz ein Rockkonzert abhält, dessen Erlös dem Hospiz zugute kommt.

Und zu guter Letzt, gab es 27 Helfer die körperlich anpackten, die transportierten, zusammen bauten, montierten oder sonstige Hilfestellungen leisteten. Unterm Strich gab es 134 Helfer oder Unterstützer die dem Projekt „Vision 100“ zur Seite standen. Logistisch mussten sowohl Lieferwagen als auch PKW´s Transporte erledigen. Drei Lagerstätten wurden unendgeltlich zur Verfügung gestellt. Und das alles ohne einen Cent dafür zu verlangen.

Und nicht zu vergessen die Bandmitglieder der „Fighting Spirits“ die einen wunderbaren musikalischen Rahmen am 27.November 2016 abgaben und die Anwesenden bewegten.

Die Fighting Spirits Foto: Trey Pics

Die Fighting Spirits Foto: Trey Pics

 

Die Veranstaltung am 27. November 2016

Es war eine schwierige Veranstaltung, denn am Vortage und morgens meldeten sich 8 Helfer telefonisch krank, gleichzeitig musste die Organisation zeitlich total umgeschmissen werden. Wenn uns die Ennepetaler Bürgermeisterin Heymann nicht zur Seite gesprungen wäre, hätte es eng werden können. Danke dafür. Es ging um eine Stunde, die nach hinten verlegt werden musste. Gottseidank waren die Fighting Spirits da, die die größten Hürden grandios umschifften.

Als die Auktion vorbei war, hatte der Hagener Regisseur Werner Hahn mit seiner charmanten Art der Versteigerung 6.500,– Euro ersteigert. Der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld Bodo Bongen mit seinem Vorstandskollegen Uwe Volkmer stockten spontan die erlöste Summe auf 7.000,– Euro auf. Es war ein überwältigender Erfolg, der allein schon durch die anwesenden Personen dargestellt wurden. Eine gut aufgelegte Landtagspräsidentin Carina Gödecke, eine Bürgermeisterin Imke Heymann, ein Regisseur Werner Hahn, ein Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld Bodo Bongen und die Band Fighting Spirits, machten der Veranstaltung alle Ehre. Aufmerksamkeit für die Hospizarbeit, die war ja wohl gewährleistet. Damit war eine der Zielvorgaben erfüllt.

v.l. Linde Arndt und Michaela Pesenacker Foto: Wolfgang Vogel

v.l. Linde Arndt und Michaela Pesenacker
Foto: Wolfgang Vogel

Bis zum 12. Dezember 2016, dem vereinbarten Tag der Abrechnung hatte sich dann die erlöste Summe auf sage und schreibe 10.557,13 Euro noch erhöht. Die 13 Cent waren aus einer Spendensammlung die das Team um den Friseursalon Stephan Schneider gesammelt hatte. Spontan hatten sich die Friseurinnen zu dieser Spendenaktion entschlossen als sie von dem Projekt „Vision 100“ hörten.

Danke, Tag der Abrechnung am 12.Dezember 2016

Im Vorfeld hatte sich Linde Arndt mit ihren Mitstreitern entschlossen nicht nur den pressewirksamen Scheck zu überreichen, nein, es sollte ein ganz persönliches Dankeschön im Namen der betreuten oder zu betreuenden Kinder werden.

Für jede Gruppe sollte eine Person geladen werden, die die Gruppe vertreten sollte. Die Räumlichkeiten sollte das Gevelsberger Hospiz für diese, sicherlich ungewöhnliche Aktion, stellen.

24 Personen plus die Presse waren geladen um einmal der Scheckübergabe beizuwohnen und zum anderen das Danke für die geleistete Hilfe im Zusammenhang mit der Auktion mit zu erleben.

Herr Gerhardt begrüßte die anwesenden Gäste und machte nochmals deutlich, wie dankbar das Netzwerk „KulturgartenNRW“ ist, mit seinem Projekt „Vision 100“ eine derartige Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität ausgelöst zu haben. Linde Arndt hat einen Impuls ausgelöst, der viele erreichte, trotz unserer Schnelllebigkeit und einer überhitzten Zeit. Es ging nur um die Hilfe für unheilbar kranke Kinder und deren Lebensqualität und um keine persönlichen Eitelkeiten.

Der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi ließ es sich, trotz übervollem Terminkalender, nicht nehmen die Keynote vorzutragen. So betonte er denn auch, dass ihm die Arbeit der Gevelsberger Hospizstation sehr am Herzen liegt und mit Stolz erfülle.

Danach bekamen die anwesenden Gäste von einer der beiden Leiterinnen des ökumenischen Hospiz EMMAUS Frau Michaela Pesenacker und dem Moderator Herrn Gerhardt jeweils ein paar passende Dankesworte übermittelt. Linde Arndt übergab dann als Dank stellvertretend für die Kinder eine Rose; denn die Kinder sollten der Mittelpunkt sein.

Die Unterstützer der "VISION 100" erhielten eine weisse Rose als Zeichen des Dankes Fot: (c) Wolfgang Vogel

Die Unterstützer der “VISION 100” erhielten eine weisse Rose als Zeichen des Dankes Foto: (c) Wolfgang Vogel

So bekam die anwesende Bürgermeisterin Imke Heymann folgende Dankesworte:

Das einer Bürgermeisterin Dank gebührt ist offenbar in Vergessenheit geraten.

Sie liebe Frau Heymann haben sich von Anfang an für das Projekt „Vision 100“ nicht nur interessiert, sondern sie haben es auch noch unterstützend begleitet. Sie waren aber auch Mutmacherin, wenn es mal hakte und am Tage der Veranstaltung reihten sie sich in die Reihe der Helfer ein, als sie sahen wie personelle Engpässe auf die Veranstaltung Einfluss nehmen konnten. Sie wussten die prominenten Gäste hervorragend zu begrüßen und damit die Veranstaltung als auch ihre Stadt in positivem Lichte erscheinen zu lassen.

Danke dafür, es war schön sie als Begleiterin der Veranstaltung zu haben.

Und Suna Belek die stellvertretend für alle Helfer stand:

Ein herzliches Dankeschön an Suna Belek, die vollkommen selbstlos mit ihrer ganzen Firma und Familie, selbst in schwierigen Situationen, Hilfe bieten konnte. Sie war immer an unserer Seite und sah manchmal Dinge die noch nicht sichtbar waren. Mit ihrem Mann Taylan war sie ein zuverlässiger Begleiter, immer ansprechbar, freundlich und reaktionsschnell mit einem profunden handwerklichem Können, waren sie da.

Danke nicht nur dafür, sondern auch für ein aufmunterndes Lächeln, wenn es manchmal drunter und drüber ging. Danke.

Oder Diana Marie, die für die 76 Künstler den Dank entgegen nahm:

Danke Diana Marie. Sie steht für die 76 Künstler für die sie auch ansprechbar war und unermüdlich den Hospizgedanken in den Vordergrund stellte. Auch spendete sie nicht nur ihre Kunstwerke, sondern wusste sich auch finanziell einzubringen. Sie war aber auch Ansprechpartnerin wenn es galt Probleme zu lösen. Danke für die zupackende burschikose Art, die immer wieder eine Stärkung war. Danke.

Für alle Anwesenden wurde ein passendes Dankeswort gefunden, die die Anwesenden doch berührten.

Ein Dankeschön an die Ehrenämtler Foto: Wolfgang Vogel

Ein Dankeschön an die Ehrenämtler Foto: Wolfgang Vogel

Persepktivisches

Linde Arndt die vorher schon das Resümee gesprochen hatte, gab dann auch bekannt, dass es nach diesen beiden guten und erfolgreichen Aktionen Zeit für die Gründung eines Netzwerkes „KulturgartenNRW“ wäre, welches nachhaltig in der Kultur tätig sein sollte. Das Netzwerk „KulturgartenNRW“ sollte dann in die Rechtsform eines Vereins überführt werden um sodann die Gemeinnützigkeit nach §52 Abs.2 Nr.5 i.V. mit Nr. 25 AO zu beantragen.

Das die Förderung der Kultur eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, ist im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Disput über eine deutsche Leitkultur im Angesicht leerer Kassen als unabdingbar anzusehen. “KulturgartenNRW” wird der Container sein, der die vielfältigen Möglichkeiten der Kultur transportieren wird. Über 100 Millionen Euro hat denn alleine das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für weitere Aktionen dieser Art für 2017 bereitgestellt. An diese Gelder heranzukommen, bedeutet eine andere Organisation aufzubauen.

Linde Arndt sucht denn auch die unterschiedlichsten Menschen die kulturell als interessiert anzusehen sind. Hierbei soll die gesamte Breite von Kultur, wenn möglich, abgebildet werden.

Epilog

Michael Lindermann (Vorstandsvorsitzender der Städtischen Sparkasse zu Schwelm) erhöht spontan mit seinem Vorstandsmitglied Johannes Schulz den Spendenbetrag auf 12000 Euro Foto: Wolfgang Vogel

Michael Lindermann und Johannes Schulz erhöhen spontan den Spendenbetrag auf 12000 Euro Foto: Wolfgang Vogel

Als die Dankesworte die jedem zuteil wurden und die von Linde Arndt bekanntgegebene Gründung eines Kulturvereins erfolgt war, wäre man für ein oder zwei Worte sicher zusammen gestanden. Der Vorsitzende des Vorstandes der Städtischen Sparkasse zu Schwelm, Michael Lindermann und sein Kollege im Vorstand Johannes Schulz,  erklärten sich dann spontan zu einer Aufstockung des Erlöses von 10.557,13 Euro auf

12.000,– Euro

bereit. Und die anwesende Bürgermeisterin Grollmann lud die anwesenden ehrenamtliche Begleiter zu einer Veranstaltung der Klinikclowns nach Köln ein. Dieser Erfolg für die Kinder und durch die Künstler ist eine wunderbare Sache. Was für ein Erfolg auf allen Ebenen.

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3 Ziele wurden von KulturgartenNRW im Zusammenhang mit dem Projekt „Vision 100“ definiert, zwei Ziele wurden erreicht.

1. Die angedachte Summe von 10.000,– Euro wurde erreicht und um mehr als 20% überschritten.
2. Die Publizität oder die Bekanntheit des Ökumenisches Hospiz Emmaus e.V., Gevelsberg zu erhöhen.
3. Den Hospiz- und Palliativgedanken alternativ zur Sterbehilfe und Euthanasie als eine zutiefst menschenwürdige Art der menschlichen                      Zuwendung in die Gesellschaft zu tragen ist uns kaum gelungen. Dazu waren wir personell und zeitlich überfordert. Schade drum.

Eindrucksvoll wurde durch dieses Projekt das bürgerschaftliche Engagement unterschiedlichster Akteure gezeigt, die damit denen widersprachen, die immer wieder Eigeninitiative der gesellschaftlichen Gruppen anmahnten und anmahnen.
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Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und KulturgartenNRW aus Gevelsberg und Ennepetal

gespraechsrunde

[jpg] Der Krankenwagen stand noch vor der Tür, als der Notarzt mir sagte, er könne nichts mehr machen. Herzinfarkt war die Todesursache, die er dann auch notierte. Robert, Robert Finke*, Finke nur mit einem K, so beantwortet ich fast abwesend dem fragenden Notarzt, als dieser die Papiere fertig machte. Mein Name ist Vanessa Finke*, die Ehefrau, ergänzte ich die geforderten Angaben. Und ja, er ist nur 52 Jahre alt geworden, sagte ich als der Arzt mich fragte.
Ich war wütend. Robert hatte mich einfach so mir nichts dir nichts verlassen. Er hat mir nie was gesagt und wir hatten doch noch so viel vor.

Als mein Mann beerdigt war, saßen meine Eltern noch etwas mit mir in unserem Wohnzimmer. „Sollen wir noch etwas bleiben?“, fragte meine Mutter mich. „Ja bitte, bis zum Sonntag, wenn es geht“. „Was willst Du jetzt machen“?
Ich stürzte aus dem Zimmer, lief in das Schlafzimmer, unser Schlafzimmer, schmiss mich auf das Bett und weinte in das Kissen. Ich weinte um mich selber, denn ich fühlte mich verlassen, verraten, plötzlich und ohne Vorwarnung. Mich, wo ich doch immer alles im Griff hatte, traf es so unvorbereitet. Auf alles war ich vorbereitet, nur nicht auf das. Nie wieder wollte ich durch das jähe Lebensende eines Angehörigen, Freundes oder Bekannten überrascht werden, so dachte ich. Ich wußte nicht, wie ich mit diesem Schmerz fertig werden sollte.
Mehrere Tage später brachte mich eine Freundin auf den Gedanken, mich mit einem Hospizverein in Verbindung zu setzen. Zufall? Nein, so spielen die Dinge halt eben.

Nachdem ich einen Termin bei einem Hospizverein in der Nähe bekommen hatte, fieberte ich auf dieses Gespräch hin. Eine Dame des Hospizvereins setzte sich mit mir zu einem Gespräch in einen Raum, und, nachdem ich ihr meine Geschichte erzählte, bot sie mir ohne Umschweife eine Ausbildung als ehrenamtliche Hospizhelferin an. Das ging schnell, vielleicht zu schnell. Aber ich wollte da durch, ich wollte diesen Bereich des Lebens unbedingt kennen lernen. Ein kurzes Telefongespräch und Frau Scheller, so hieß die Dame des Hospizvereins, hatte mich für einen Grund- und Aufbaukurs angemeldet. Aus dem Gespräch mit Frau Scheller wurde ich mir meiner eigenen Angst vor dem Sterben bewußt, dieser Angst wollte ich entgegentreten. Ich war gespannt wie diese Kurse vonstatten gehen würden. Es war ein zwiespältiges Gefühl was mich am ersten Tag der Schulung begleitete.

9 Teilnehmer saßen in einem Stuhlkreis, geleitet wurde dieser Kurs von Manfred Zilinski der uns ziemlich bedrängte, indem er keine Oberflächlichkeit in den Gesprächen zu ließ. Wir lernten uns zu berühren, wie miteinander reden und zuhören, schweigen und zu beobachten. Wir redeten sehr viel über uns, über unsere Verluste die wir hinnehmen mussten, bemerken wie wir diese Verluste noch nicht verarbeitet haben. Es war eine Reise mit unserem eigenen Ich.

Wir lernten:
Auf den anderen eingehen, es ist schwer im richtigen Moment zu schweigen oder etwas zu sagen. Nichts als gut oder böse einzuordnen, also nicht werten, sondern einfach hinzunehmen. Und nicht sich vor dem anderen zu verstecken, ehrlich und wahrhaftig zu sein. Manchmal floßen auch Tränen, wenn etwas schon verschüttet geglaubtes hervorbrach. Es ist mehr ein Kurs über sich selber, ich lernte mich ungeschminkt zu betrachten.

Nach 6 Wochen Kurs bin ich eine andere, bin klarer aber auch stärker geworden. Was ich sage, ist das was ich auch meine, ohne Verstellung.
Ich treffe mich wieder mit Frau Scheller, Ines Scheller, die Koordinatorin des Hospizdienstes. Sie betrachtet mich eingehend, so, als wenn sie in mich hineinsehen will, während ich von meinem Kurs erzähle. Ja, so sagt sie, sie könnten eine gute Hospizbegleiterin werden. Sie ruhen jetzt und bieten Halt, etwas was die Menschen von einer Begleiterin erwarten. Soll ich, dich (Wir duzen uns jetzt) mit einem jungen Mädchen bekannt machen, welches solch eine  Begleiterin benötigt? Ein kurzes Überlegen von mir: schaffe ich das? Ja, höre ich mich sagen.
Ich weiß noch, es war ein milder Herbsttag, ein sogenannter „Goldener Herbsttag“, ein Tag an dem die Natur mit allen ihren Farben den Sommer vergessen lässt. Ein Tag, der nicht besser sein konnte um eine neue Bekanntschaft zu schließen. Ich hatte mir alles wichtige, Adresse, Familienangehörige, die Krankheit mit Verlauf, über Karin auf geschrieben, war aber auf Überraschungen eingestellt. Karin wohnte mitten in der Stadt, einer Kleinstadt von rund 40.000 Einwohnern.

Ich klingelte und ging in den ersten Stock wo die Familie Kramer wohnte. Es war ein stiller aber auch herzlicher Empfang, alle saßen im Wohnzimmer und es schien so, als wenn man wie auf ein weiteres Familienmitglied gewartet hätte. Ich verspürte das Gefühl des angenommen sein in mir. Wir saßen um einen Couchtisch und schwiegen, was mich etwas irritierte. Denn ich hatte gelernt eine Kommunikation in Gang zu bringen – Kommunikation als das A und O der Begleitung. So hörte ich mich etwas mehr belangloses sagen, wobei ich einen Dialog nicht zustande brachte. Aber hatte ich nicht gelernt, dass auch das Schweigen manchmal einen Zugang darstellt? Karin schaute mir dabei in die Augen, ich lächelte sie an, so als wenn ich sagen wollte, he, wir gehören zusammen – irgendwie. Sie lächelte zurück: ja, ich denke wir kommen gut miteinander aus. Karin und ich haben schweigend zueinander gefunden. Wir haben uns angenommen.

Nachdem der Vater eine Kanne Kaffee mit Tassen, Zucker und Milch auf den Couchtisch gestellt hatte, schenke sich jeder erst eine Tasse ein. Unkonventionell. Ich hörte das quietschende Geräusch der Kaffeelöffel die über den Boden der Tassen gerührt wurden. Ich stellte mich der Familie vor: Ich bin Rechtsanwältin für Zivilrecht und habe meinen Mann vor nicht allzu langer Zeit verloren, ich meine er ist an einem Herzinfarkt gestorben. Ich erzählte ihnen, dass mein Mann und ich noch so viel erleben wollten, aber das geht ja jetzt nicht mehr. Und ich erzählte von meinen Träumen in denen noch immer mein Mann vorkam.
Karin fing an von ihren Träumen zu erzählen, sie erzählte vom Rafting auf dem Colorado River in den USA – letztens habe sie im Fernsehen einen Film darüber gesehen. Man könne ja erst einmal auf der Ruhr anfangen, meinte sie dann. Ich strahlte sie an, ich bin dabei. Sie strahlte zurück und ich merkte wie wir uns näher kamen. Sie lächelte mich an.

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Jürgen Gerhardt für Kulturgarten NRW